Am Ende eines Sesshins taucht oft die Frage auf: Wie geht es nach dem Sesshin weiter? Die Verbindung von intensiven Übungszeiten und dem Alltag als Übungsfeld und Übungszeit gehört zu den Eigenarten des Zenwegs, und sie ist eine große Herausforderung. Es ist ein wichtiges Kriterium für die Reife der Übung, wie weit diese Verbindung gerade dann gelingt, wenn der Alltag von Konflikten und Stress geprägt ist. Dieses lebenslange Feld der Übung im Alltag hat keinen Beginn und kein Ende, die Übung vollzieht sich immer genau JETZT, und sie beginnt jetzt. Auch während der Zeit des Sesshins haben die Pausenzeiten in diesem Sinn eine große Bedeutung. Nicht das Besondere ist der Gegenstand der Übung, sondern der alltägliche Geist, der kein Gegenstand ist, sondern die jetzige Wirklichkeit, Deine jetzige Wirklichkeit.
Jōshū fragte Nansen in allem Ernst: Was ist der WEG? Nansen antwortete: Der alltägliche Geist ist der WEG. Jōshū fragte: Soll ich mich selbst darauf ausrichten oder nicht? Nansen sagte: Wenn du versuchst, dich ihm zuzuwenden, wendest du dich von ihm ab. Jōshū fragte: Wenn ich nicht versuche, mich ihm zuzuwenden, wie kann ich wissen, dass es der WEG ist? Nansen antwortete: Der WEG hat nichts zu tun mit Wissen oder Nicht-Wissen. Wissen ist Illusion. Nicht Wissen ist ohne Bewusstsein. Wenn du den zweifelsfreien, wahren WEG wirklich erreicht hast, wirst du ihn erfahren als grenzenlos und leer wie den Weltraum. Wie kann man darüber sprechen auf einer Ebene von Richtig oder Falsch? Bei diesen Worten war Jōshū plötzlich erleuchtet. (Mumonkan, Fall 19)
Der Kern der Übung von Zen im Alltag ist eine tägliche Zeit von Zazen, Sitzen in Meditation. Wirklich regelmäßig zu meditieren fordert ein großes Maß an Disziplin. Privilegiert sind diejenigen, die wenigstens ab und zu Gelegenheit haben, in einer Gruppe zu sitzen. Jede Regel hat Ausnahmen. Das tägliche Zazen soll aber so selbstverständlich werden wie das Zähneputzen, Ausnahmen bleiben Ausnahmen. Dabei gibt es Zeiten, in denen die Übung sehr leicht fällt, und es gibt Zeiten, in denen das Sitzen große Überwindung fordert. Das soll die Entscheidung für das tägliche Üben nicht beeinflussen.
Es ist sehr sinnvoll, eine feste Zeit für das tägliche Zazen festzulegen. Diese Zeit kann natürlich verlängert werden, sie sollte aber nicht ohne besonderen Grund abgekürzt werden. Der gute Wille wird oft zum Feind der Übung: Es ist unvergleichlich besser, täglich zehn Minuten wirklich zu üben als eine Stunde üben zu wollen. 25 Minuten sind ein gutes Maß, auch 40 Minuten sind gut. Und: Warum nicht morgens fünf Minuten Zazen üben, wenn man ausnahmsweise für einen wichtigen Termin sehr früh morgens aufstehen muss und später keine Zeit mehr hat?
Für die meisten Menschen ist es hilfreich, das Zazen an einer festen Stelle in den Tagesablauf einzubauen. Außerdem kann es helfen, immer am selben Platz zu sitzen. Auch kleine Rituale, wie eine Kerze oder Räucherstäbchen anzuzünden, können helfen. Flexibilität kann aber auch hilfreich sein: Warum nicht ein paar Minuten auf einer Parkbank oder im Wartesaal oder beim Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln meditieren, ohne gleich die Beine zu verschränken?
Eine fieberhafte Erkrankung kann ein guter Grund sein, kein Zazen zu üben. Eventuell kann man statt dessen im Liegen meditieren.
Es kann auch Zeiten geben, in denen man innerlich
zu aufgewühlt ist, um zu sitzen. Dann ist eine längere
Gehmeditation statt des Sitzens oder vor dem Sitzen hilfreich.
Das tägliche Sitzen führt oft nicht in besondere Tiefe,
besonders wenn viele Dinge den Geist beschäftigen. Es entfaltet
aber eine sehr große Kraft, wenn es über viele Jahre hinweg
geübt wird.
Jeder Tag hat 86.400 Sekunden. Wer nur einige davon zur Übung der Aufmerksamkeit nutzt, verändert seinen heutigen Tag erheblich.
Es gibt unzählige Gelegenheiten der Übung der Achtsamkeit, so viele, dass man gerade deshalb leicht alle unaufmerksam übergeht. Besonders geeignet sind zum Beispiel Wartezeiten. Ungeduld ist ein guter Hinweis: Situationen beim Warten vor der roten Ampel, auf dem Weg mit öffentlichen Verkehrsmitteln, beim Warten in der Schlange im Supermarkt und so weiter, diese Gelegenheiten bieten besonders gute Möglichkeiten für die Übung. Man kann damit beginnen, die eigene Ungeduld interessiert zu beobachten. Auch typische Pausenzeiten wie der kurze Gang von einem Zimmer in eine anderes, einfache Tätigkeiten und viele andere Situationen eröffnen ungeahnte Möglichkeiten. Es ist sehr hilfreich, einige dieser Situationen, die regelmäßig im Tagesablauf vorkommen, gewohnheitsmäßig zur Übung zu machen.
Aufmerksamkeit kann man in diesen Situationen in vieler Weise üben: Die Sinne bewusst öffnen, auf den eigenen Körper achten, die Atmung beobachten, die Gedanken wahrnehmen und eventuell benennen, und vieles mehr. Es braucht keine angestrengte Konzentration zu sein. Eine sanfte Achtsamkeit ist das Tor zur Übung, das Tor zum JETZT. Immer wieder in diese Form der Achtsamkeit zurückzukehren kann und soll zur Gewohnheit werden, zum Normalzustand des Geistes. Beginne mit einigen der 86.400 Sekunden des heutigen Tages, am besten jetzt!
Wir sind in unserer modernen Kultur sehr vielen Ablenkungen ausgesetzt. Fernsehen und Unterhaltungsindustrie, und nicht zuletzt die Werbung spielen eine große Rolle.
Es ist unrealistisch, und in der Regel
auch nicht wünschenswert, sich diesen Manipulationen und Ablenkungen
ganz zu entziehen. Aber Zurückhaltung ist angebracht, sowie ein
Bewusstsein für die subtile Wirkung der vielen Reize. Man muss für
Räume sorgen, in denen Langeweile aufkommen kann, durch den
bewussten Verzicht auf Ablenkungen.
Es ist unrealistisch, und in der Regel auch nicht wünschenswert, sich
diesen Manipulationen und Ablenkungen ganz zu entziehen. Aber
Zurückhaltung ist angebracht, sowie ein Bewusstsein für die subtile
Wirkung der vielen Reize. Man muss für Räume sorgen, in denen
Langeweile aufkommen kann, durch den bewussten Verzicht auf
Ablenkungen.
Diese Langeweile kann eine Gelegenheit sein, Aufmerksamkeit zu üben, im Gegenwärtigsein, ohne etwas zu wollen, ohne etwas tun oder erreichen zu müssen.
Die heilsame Wirkung der Natur zu suchen ist eine wichtige Gegenstrategie zur Reizüberflutung. Besonders das Gehen in der Natur heilt vieles von dem, was die Ablenkungen der Unterhaltungsindustrie und die Manipulationen der Medien mit unserem Geist anstellen.
Neben dieser Hygiene des Geistes ist auch eine gute Beziehung zum eigenen Körper ein Übungsfeld im Alltag. Eine besondere Bedeutung hat für alle, die in ihrer Arbeit wenig Bewegung haben, der körperliche Ausgleich, also Sport und Bewegung. Übungen wie Yoga, Qi Gong, Tai Chi und so weiter können eine gute Ergänzung des Zenwegs darstellen.
Auch eine ausgewogene Ernährung, Mäßigung beim Alkoholgenuß, nicht zu rauchen, all diese gewöhnlichen Richtlinien eines gesunden und ausgeglichenen Lebens, können Ausdruck und Übung der guten Einheit von Körper und Geist werden.
Der Aufbruch nach dem Sesshin zurück in den Alltag ist oft mit Ängsten verbunden. Für viele ist das Leben geprägt von Konflikten und Problemen, zumindest zeitweise. Dieses konkrete Leben ist der Ort der Übung, nicht ein ideales Leben im Paradies.
Es ist gut, wenn es im Alltag Oasen der Freiheit und Unbeschwertheit gibt, und es ist gut, für solche Oasen zu sorgen. Auch Meditation kann für solche Oasen sorgen, durch Erfahrungen einer großen Einheit und Gelassenheit. Der Ort der Befreiung, der Erlösung sind aber letztlich weniger diese Oasen der Unbeschwertheit, sondern dieser Ort der großen Befreiung ist das Leben mit allen seinen Mühen.
Die Freiheit des Zen, die Erlösung im Zen besteht nicht darin, ein unbeschwertes Leben zu führen, sondern das wahre Selbst zu verwirklichen, das wahre Selbst, das ein Nicht-Selbst ist, jenseits aller Konzepte und Träume des Ego. Daraus erschließt sich eine Art von Freiheit und Gelassenheit, ein umfassenderer Frieden inmitten der unvollkommenen Welt.
Meditation ersetzt nicht die Mühe, sich angemessen zu informieren, bevor man eine Entscheidung trifft. Das betrifft persönliche Lebensentscheidungen wie Berufswahl und das Eingehen von Bindungen sowie die gesellschaftliche Verantwortung. Sich vor wichtigen Entscheidungen zu informieren ist äußere Weisheit.
Äußere Weisheit allein reicht jedoch nicht aus, um sein Leben in guter Weise zu gestalten. Sie muss durch eine innere Weisheit im Umgang mit den eigenen Grenzen ergänzt werden.
Die Notwendigkeit und die Funktion von innerer Weisheit wird in wiederkehrenden Situationen deutlich, in denen man nicht angemessen reagiert. Viele Lebens- und Beziehungsprobleme wurzeln in eingespielten Verhaltensmustern, bei denen ein äußerer Reiz das eigene Denken, Fühlen und Verhalten vollständig bestimmt. Das Gefühl der eigenen Freiheit ist zum größten Teil illusionär, die freie Handlung ist oft nur eine Reaktion, die genau genommen schon vorher feststeht. Sucht ist das Musterbeispiel eines solchen Schemas.
Innere Weisheit beginnt in Bezug auf diese Gewohnheiten mit Selbsterkenntnis. Der erste Schritt ist das Erkennen dieser Schemata, in denen wir in jeweils individueller Weise auf bestimmte Situationen reagieren.
Der zweite Schritt, nach dieser Selbsterkenntnis, besteht darin, sich von der eingespielten Reaktion abzukoppeln, sie einmal bewusst wegzulassen. Die Übung von Zazen bietet einen geschützten Raum, in dem das eingeübt werden kann. Im Sitzen können alle möglichen inneren Gefühle und Bedürfnisse zum Bewusstsein kommen, sie können interessiert beobachtet und bejaht werden, ohne dass man sie ausagiert. Man löst sich von der üblichen äußeren Reaktion. Das gilt für alle Reize, sei es überschäumende Freude, sei es tiefste Depression, sei es ein Jucken im Gesicht. Die feste äußere Form der Meditation öffnet einen Raum für alle möglichen inneren Prozesse, gerade deshalb, weil die Verwirklichung der üblichen Reaktionen abgeschnitten ist.
Der dritte Schritt der inneren Weisheit besteht darin, dass sich neue Möglichkeiten des Handelns eröffnen, ein neuer Raum der Freiheit.
Der vierte Schritt der inneren Weisheit ist der wichtigste, nämlich tatsächlich anders zu handeln. Hier gilt das Prinzip: Besser ist es, eine Kleinigkeit tatsächlich anders zu machen, als viele gute Vorsätze aufzubauen und zu kultivieren. Fast immer ist es besser, sich nicht nur vom Zwang der vorherigen unfreien Reaktion zu lösen, sondern kreativ nach einer besseren zu suchen und diese zu üben.
... es gibt zwei Arten von Nicht-Selbst. Nimm einen Menschen, der schwach an Körper und Geist ist. Er fürchtet sich vor jedem, zerstört seine Lebensenergie und wird von allen äußeren Umständen beeinflusst. Er wird nicht zornig, nicht einmal, wenn er beschimpft wird; es bekümmert ihn auch nicht, wenn er zurückgewiesen wird. Statt dessen schleppt er sich stumpfsinnig nach irgendwohin. Sein Wissen nimmt nicht im geringsten zu, und er meint, das Nicht-Selbst, das er erreicht hat, genüge. So jemand ist ein zerrissener Reissack, aufgebläht, weil er sich am Sautrog mit sich selbst vollgestopft hat, ein unwissender, blinder Narr. Dieser verkörpert das wahre Nicht-Selbst nicht. Wenn du mit dem wahren, reinen Nicht-Selbst Einklang wünschst, musst du dich darauf gefasst machen, deinen Halt auszulassen, wenn du über einem jähen Abgrund hängst, zu sterben und zum Leben zurückzukehren. Nur dann kannst du das wahre Selbst der vier Tugenden des Nirvana erreichen. (Hakuin)
Zen bedeutet die Verwirklichung des Nicht-Selbst. Das ist die wichtigste und umfangreichste Dimension der Übung von Zen im Alltag, und sie betrifft letztlich alle Winkel des Lebens und der eigenen Identität.
Das Auslassen des letzten Halts geschieht im Sesshin manchmal in einer dramatischen Weise. Aber mindestens so wichtig wie die dramatischen Erlebnisse ist die Wirkung der immer wieder wiederholten Übung sich loszulassen, geschehen zu lassen, die Erfahrung der Machtlosigkeit im Sitzen. Die andere Seite dieser Machtlosigkeit ist ein großes Ja zu sich selbst und zur Wirklichkeit.
Der Alltag bietet unzählige Gelegenheiten, viele davon sehr undramatisch, Selbstlosigkeit zu üben. Hakuins Text ist eine gute Warnung vor einer falschen Form dieser Übung. Jede Situation bedeutet eine eigene Herausforderung. Das Nicht-Selbst im Alltag zu üben setzt voraus, dass man ehrlich zu sich selbst ist, und dass man immer wieder neu nach dem richtigen Verhalten in einer bestimmten Situation sucht, jenseits der eingespielten Verhaltensweisen, jenseits der Grenzen der eigenen Verhaftungen. Zen im Alltag kann heißen zu reden, wo man lieber schweigen möchte, oder zu schweigen, wo man lieber reden möchte.
Das kleine Ich findet stets neue Weisen, sich unnötig in den Vordergrund zu drängen. Der Weg des Nicht-Selbst ist ein konsequenter Kampf gegen diese Strategien des Ich, aber auch eine Aussöhnung mit sich selbst: Man behandle dieses Ich wie ein kleines Kind, das eine gute Erziehung braucht. Vielfach ist es angebracht, es in die Grenzen zu weisen, aber auf dem Hintergrund einer Wertschätzung seiner selbst. Wenn das Ich tobt, dass es etwas tun oder haben will, wenn es weint aus Angst oder gekränkt winselt, wenn es sich aufbläht vor Stolz und Überheblichkeit, wenn es im Selbstmitleid versinkt, dann betrachte man dieses Ich dennoch mit Sympathie, ohne sich damit einfach zu identifizieren, und vor allem, ohne sich von ihm tyrannisieren zu lassen!
Verzicht, Disziplin ist natürlich ein wichtiges Element der Übung des Nicht-Selbst. Ein heroischer Verzicht, in dem Du Dich selbst besiegst, um dann befriedigt auf diesen Sieg zurückzublicken, ist aber keine Verwirklichung des Nicht-Selbst. Wenn der Verzicht diesen Charakter hat, dann ist es besser auf ihn zu verzichten. Der Kampf gegen sich selbst kann sehr selbstbezogen sein. Verzicht im guten Sinn ist eher ein Loslassen.
Wer darauf achtet, sich immer rein zu halten, sich ja nicht von Egoismus oder Selbstverhaftung leiten zu lassen, praktiziert Selbstverhaftung in schlimmster Form. Es ist besser, aus egoistischen Gründen das Richtige zu tun, jemandem zu helfen, der Hilfe braucht, als diese Hilfe zu unterlassen, weil man seinen eigenen Motiven misstraut. Vergiss Dich im Handeln, in einem guten Sinn!
Die größte Herausforderung und die größte Hilfe auf dem Weg der Verwirklichung des Nicht-Selbst sind die Mitmenschen.
Diejenigen, die Dir Wertschätzung entgegenbringen, eröffnen Dir einen Spielraum, Dich in Vertrauen hinzugeben. Missbrauche diese Wertschätzung nicht, um Dich aufzublähen! Diejenigen, die Dich verachten und schlecht behandeln eröffnen Dir einen Spielraum, um Freiheit von aller Anhaftung an Dein Ich zu üben. Verachte sie nicht für diesen Dienst! Beziehungen aller Art sind das wichtigste Feld der Übung von Nicht-Selbst im Alltag ... und das schwerste. Zerstörerisch nach außen und nach innen wird das Ich dann, wenn Du andere Menschen benützt oder unnötig manipulierst.
Sich zu entdecken in Leerheit jenseits des Ich und sogar jenseits eines größeren Selbst, das man festhalten könnte, das ist die Verwirklichung des Nicht-Selbst. Die große Befreiung des Zen ist nicht identisch mit einem guten Gefühl, mit einer Erfahrung von Glück oder Frieden, sondern sie drückt sich in einer Öffnung und in einem großen Ja zu allen Stimmungen und Gefühlen des alltäglichen Geistes aus.
Über fünf Milliarden Menschen tragen die Last des Lebens; zu wissen, dass Du keine Ausnahme bist, kann Dir nützlich sein. (Nach M. Delbrêl: Der kleine Mönch.) Nimm Dich nicht zu wichtig! Selbstmitleid ist ein Symptom von Selbstverhaftung.
Der erleuchtete Mönch fällt in den Brunnen. (Aus den gemischten Koans.) Fehler gehören zum Leben. Schau nach vorne, statt die Fehler der Vergangenheit zu beklagen!
Alles ist erlaubt, aber nicht alles nützt. (Bibel, 1 Kor 10,23) Gebrauche Deine Freiheit so, dass sie Dir und Anderen zum Nutzen gereicht!
Hinterlasse keine Spuren. Was immer Du tun kannst, um die Welt zu verbessern, das tue! Aber tue es nicht, um etwas Wichtiges zu hinterlassen! Das Leben ist vergänglich, Du wirst später vergessen werden, umso freier kannst Du jetzt das Richtige tun.
Das Gedicht Mumons zum oben zitierten Fall 19 im Mumonkan lautet:
Die
Blumen im Frühling
der Mond im Herbst,
Im Sommer die kühle Brise im Winter
der Schnee!
Wenn unnütze Sachen den Geist nicht vernebeln,
Ist
dies des Menschen glücklichste Jahreszeit!
Unnützes wird Deinen Geist immer wieder vernebeln, doch auch diese Nebel sind eine Verwirklichung der Blumen im Frühling. Lerne in der Welt der Illusionen zu leben, ohne Dich davon gefangen nehmen zu lassen! Die größte aller Illusionen ist, man könne einen reinen Zustand des Geistes festhalten. Im Reichtum Deiner alltäglichen Begegnungen, in der Fülle und der Traumwelt der Illusionen bewege Dich so wie es Setcho in seinem Gedicht zum Fall 25 im Hekiganroku beschreibt:
In den Augen Sand und
Staub, Erdekrumen im Ohr. [Blind und taub.]
Tausende sind's der
Gipfel, er verweilt nicht lange davor.
Fallende Blüten im
eilenden Strom, alles ist grenzenlos.
Schau nur, ob du siehst,
wohin sich sein Weg verlor!
Oktober 2008. Stefan Bauberger